In meinem letzten Beitrag hatte ich den Unterschied zwischen Sparen und Investieren herausgearbeitet. Angesichts einer schier nicht enden wollenden Auswahl an Investitionsmöglichkeiten, stellt sich nun die Frage, welche Investments konkret getätigt werden sollen. Die Nachfrage beim Bankberater Ihres Vertrauens, bei Familie und Freunden oder auch die Recherche auf diversen einschlägigen Blogs wird unendlich viele, oft widersprüchliche Empfehlungen hervorrufen. Investmentfonds der Hausbank, Immobilien, ETFs, Emerging Markets Bonds, Dividendenaktien, kurzlaufende Anleihen der BRIC-Länder, etc. Es könnte sich Verwirrung breit machen 😉

Welche Asset-Klassen stehen überhaupt zur Auswahl?

Als Asset-Klassen bezeichne ich hier die Auswahlmöglichkeiten, die Ihnen für Investments grundlegend zur Verfügung stehen. Wesentliches Unterscheidungskriterium ist für mich, woraus der passive Einkommensstrom aus dem Investment generiert wird, also welcher Mechanismus zur Erzeugung des Einkommens am Werke ist. In dieser Betrachtung stehen vier Asset-Klassen zur Verfügung:

  • Cash—also Bargeld, Guthaben auf Girokonten und andere Einlagen bei Banken. Streng genommen handelt es sich nicht um ertragbringende Investments, gerade im derzeitigen Niedrigzinsumfeld, sondern um eine “Nullnummer”. Wenn Sie in diese Asset-Klasse “investieren”, sparen sie wahrscheinlich noch oder dotieren gerade Ihren Notfallfonds. Diese Asset-Klasse sollte zur Schaffung passiver Einkommensquellen möglichst klein gehalten werden.
  • Fremdkapitalinvestitionen—hier sind insb. Anleihen und sonstige Fremdkapitalinstrumente gemeint. Diese können nach dem Schuldner grob in Staatsanleihen, Unternehmensanleihen/Corporate Bonds und Privatdarlehen unterschieden werden. In die Kategorie fallen auch p2p-vergebene Kredite über die verschiedenen FinTech-Plattformen. Das Grundprinzip des Einkommensstroms ist jedenfalls stets das gleiche: Für die Überlassung des Nominale werden Zinsen bezahlt. Im Gegenzug übernimmt der Gläubiger das Risiko, dass das Nominale nicht zurückbezahlt wird (Ausfallrisiko).
  • Eigenkapitalinvestitionen—in diese Kategorie fällt insbesondere die Investition in Aktien, aber auch Private Equity Investments oder sonstige Unternehmensbeteiligungen zählen dazu. Grundprinzip dieser Asset-Klasse ist, dass der Investor Teilhaber des Unternehmens wird und dadurch am Erfolg des Unternehmens partizipiert. Dies geschieht sowohl durch die Steigerung des Werts des Unternehmensanteils als auch durch das Teilhaben am erwirtschafteten Gewinn (Dividende/Ausschüttung). Für diese Möglichkeit riskiert der Investor u.U. auch den Verlust des gesamten eingesetzten Kapitals.
  • Immobilien—hier ist an die Investition in Eigentumswohnungen, Mietwohnhäuser, Gewerbeimmobilien, etc. zu Vermietungszwecken gedacht. Funktionsweise der Asset-Klasse ist, dass der Investor für die Vermietung der Immobilie einen Mietzins erhält.

Diese Kategorisierung in vier Asset-Klassen ist radikal vereinfachend und soll auch nur der Veranschaulichung dienen. Natürlich bestehen mannigfaltige Variationen dieser archetypischen Asset-Klassen, teilweise mit sehr unterschiedlichen Ertrags- und Risikoprofilen, die aber an der beschriebenen Funktionsweise der Asset-Klasse wenig ändern. Nicht aufgeführt habe ich Rohstoffe und Derivate. Rohstoffe (z.B. Gold, Silber, Weizen, Öl, Schweinebäuche… ;-)) produzieren per se keinen passiven Einkommensstrom, sondern bergen nur die Hoffnung auf eine Wertsteigerung in sich. Derivate (z.B. Optionen, Futures, Swaps) sind in ihrer reinen und unstrukturierten Ausprägung keine Investments sondern dienen anderen Zwecken, insb. der Absicherung von Risiken, weshalb ich diese Asset-Klasse hier nicht näher beleuchte.

Wie viel soll nun in welche Asset-Klasse investiert werden?

Diese Frage möchte ich an Hand von fünf goldenen Regeln beantworten. Auch hierbei werde ich vereinfachen, um eine möglichst sachliche Annäherung an das Thema sicherzustellen. Es soll keine für den Finance-Leistungskurs bestimmte Abhandlung zur Asset Allocation werden, sondern konkrete und plakative Hinweise geben.

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Transparenz und Klarheit

Wie schon in einem meiner früheren Beiträge angeführt, bin ich ein Freund Verfechter von Transparenz und Klarheit. Verschaffen Sie sich daher zuallererst Klarheit über sämtliche ihrer Assets, wahrscheinlich starten Sie nämlich nicht ganz bei null. Sämtliche Sparkonten, Bausparverträge und vor Jahren getätigten Investitionen sollten hier transparent aufgelistet werden und radikal hinterfragt werden. Aus dieser Betrachtung empfehle ich nur eine Position auszunehmen, nämlich den Notfallfonds, da dieser keine Investition ist, die Ertrag erwirtschaften soll, sondern ein Sicherheitspolster darstellt.

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Strategische Asset Allocation

Meine dringende Empfehlung ist ausschließlich eine langfristig angelegte, sog. strategische Asset Allocation vorzunehmen und diese pragmatisch umzusetzen. Damit meine ich, dass ein langfristiges Verhältnis der Asset Klassen aufgestellt werden soll, von dem auch von kurzfristigen Marktbewegungen nicht abgewichen werden soll. Das bedeutet auch, dass ich eine sog. taktische Asset Allocation auf Basis einer Markteinschätzung nicht verfolgen würde. Die Chance eines einmaligen, kurzfristigen Mehrertrags, rechtfertigt meines Erachtens das Risiko des “Verspekulierens” nicht.

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Je länger der Anlagehorizont, desto hoher sollte der Anteil von Aktien sein

Eigenkapitalinvestitionen erzielen höhere Erträge, haben aber iaR höheres Risiko als Fremdkapitalinvestitionen. Das Risiko von Eigenkapitalinvestitionen zeigt sich wesentlich in ihrer Volatilität. Auf längere Sicht gleicht sich diese Volatilität allerdings aus, was dazu führt, dass es nur in ganz extremen Situationen dazu kommen wird, dass in einer Zehnjahresperiode mit Eigenkapitalinvestitionen eine niedrigere Rendite erzielt wird, als mit Fremdkapitalinstrumenten.

Der Investor, der auf dem Weg in Richtung finanzieller Freiheit unterwegs ist, hat per se einen langen Anlangehorizont. Es wird ja die Schaffung von langfristig bestehenden passiven Einkommensquellen angestrebt. Insbesondere wenn man am Beginn des Wegs zur finanziellen Freiheit ist, empfiehlt sich daher ein (sehr) hoher Aktienanteil.

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Aktienquote = 100% – Lebensjahre in %

Aufbauend auf der goldenen Regel 3, kann folgende Faustformel genannt werden:

Aktienquote = 100% – Lebensjahre in %

Das bedeutet für einen 37-jährigen Investor, dass eine Aktienquote von 63% angebracht ist. Ob die genaue Rechnung dahinter für jeden einzelnen stimmt, möge jeder für sich selbst beurteilen. Wesentlich sind dabei aber zwei Grundgedanken, die goldrichtig sind: i) je jünger der Investor ist und damit weiter von der finanziellen Freiheit entfernt, umso stärker kann in Aktien investiert werden; ii) in aller Regel wird eine hohe Aktienquote das Ergebnis sein, ein für kontinentaleuropäische Verhältnisse aggressive Asset Allocation, die aus Renditegesichtspunkten auch genau richtig ist.

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Lebensjahre in % = andere Asset Klassen = 100% – Aktienquote

Aus der Aktienquote lässt sich dann auch die Allokation auf die anderen Asset-Klassen ableiten, indem man die Faustformel:

Lebensjahre in % = andere Asset Klassen = 100% – Aktienquote 

anwendet. Der 37-jährige aus dem vorherigen Beispiel würde daher 37% auf Fremdkapitalinvestitionen und Immobilien verteilen. Die gleichzeitige Investition in diese typischerweise risikoärmeren, wenngleich renditeschwächeren Asset-Klassen eröffnen noch einen weiteren, charmanten Effekt. Da typischerweise niedrige Korrelationen zwischen Eigenkapital-Investitionen und anderen Asset Klassen bestehen, wird es möglich das Ertrags-Risiko-Profil des Gesamtportfolios zu optimieren.

Ich kann mir vorstellen, dass dieser Artikel sehr kritisch aufgenommen werden wird, weil es in der Tat sehr viele Investmentansätze gibt. Dennoch habe ich mich entschlossen hier eine möglichst einfache und klare Linie vorzugeben. Umso mehr freue ich mich über Kommentare, Anregungen und Kritik in den Kommentaren oder per E-Mail an meinefinanziellefreiheit@gmail.com

27 thoughts on “Welche Investments soll ich tätigen? – Fünf goldene Regeln für die richtige Asset Allocation

  1. Hallo,

    ich finde so ziemlich alles richtig was du in deinem Beitrag geschrieben hast.
    Ich selbst verfolge auch einen passiven Investment-Ansatz und beherzige das meiste von dem was du angemerkt hast.

    Allerdings fehlt für meine Begriffe ein wesentlicher Baustein für die Asset Allokation, und das ist die persönliche Risikotoleranz.

    Du schreibst zwar:
    “Wesentlich sind dabei aber zwei Grundgedanken, die goldrichtig sind: i) je jünger der Investor ist und damit weiter von der finanziellen Freiheit entfernt, umso stärker kann in Aktien investiert werden; ii) in aller Regel wird eine hohe Aktienquote das Ergebnis sein, ein für kontinentaleuropäische Verhältnisse aggressive Asset Allocation, die aus Renditegesichtspunkten auch genau richtig ist”.

    Du gehst also auf die Dauer bis zur “finanziellen Freiheit” ein (Faktor Alter/Anlagedauer) und erwähnst auch die höheren Renditechancen. Ich erachte es allerdings als wichtigsten Punkt sich seiner eigenen Risikoaffinität bewusst zu werden bevor man über die einzelnen Anlageklassen nachdenkt. Denn was bringt es mir nach obigen Formeln über 60% meiner Geldanlage in Aktien zu stecken, wenn ich risikoscheu bin und beim nächsten Crash alle Wertpapiere verkaufe?

    Die Anlageklasse Immobilien in den Bereich der risikoarmen Investitionen zu verlegen halte ich für fraglich, vor allem für Menschen die sich in dieser Branche nicht wichtig auskennen. Schnell können hier Verluste drohen daher würde ich diese Form der Geldanlage mit Vorsicht genießen (oder findest du Immobilien REITs sind ebenfalls eine risikoarme Anlageklasse?)

    Ansonsten ein guter Artikel der die Bedeutung einer Asset Allokation näher bringt.

    Grüße
    ETF-Wahl

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    1. Hallo,
      Vielen Dank für Deinen Kommentar und das sehr positive Feedback!
      Zu Deinen Punkten im Einzelnen:
      1) Persönliche Risikotoleranz – erstens danke für die Idee für einen weiteren Blogbetirag 😉 Zudem glaube ich allerdings, dass die persönliche Risikotoleranz keine übergeordnete Bedeutung für den Weg zur finanziellen Freiheit haben sollen. Ich versuch grundlegend ein System zu entwickeln, das einen Rückgriff und ein aktives, laufendes Managen der Investments verhindert. Sparen und Investieren soll automatisiert werden, um nicht vom menschlichen Verhalten getriebene (Fehl-)Entscheidungen zu forcieren.
      2) Immobilien – es kommt darauf an, was man daraus macht. Natürlich gibt es riskantere und weniger riskante Immobilien-Engagements. Zwischen einer Gewerbeimmobilie in Russland und einem diversifizierten, langfristig vermieteten Wohn-Portfolio in Düsseldorf ist ein großer Unterschied. Auch sind bestimmt spezifische Kenntnisse beim Direktinvestment in Immobilien erforderlich. Mir geht es v.a. um den Aspekt der geringen Korrelation mit dem Aktienmarkt, die bei Immobilien-Engagements gegeben sein sollte.
      Viele Grüße,
      FF

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  2. Hallo,

    Im Endeffekt ist es eben eine sehr private Angelegenheit, diese Anlagegeschichte.
    Ich denke man muss sich einfach überlegen, was einem am besten schlafen lässt. Wie man sich am wohlsten fühlt, ohne sich ständig Sorgen machen zu müssen. 🙂

    Bei mir ist es so, dass ich knapp 100% in Aktien angelegt habe, und ich mich sehr wohl dabei fühle, da jeden Monat ein guter Betrag realisiert wird.

    Viele Grüße 🙂
    mfG Chri

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    1. Hallo Chri,

      Vielen Dank für Deinen Kommentar!

      Gut, dass Du einen ruhigen Schlaf hast 😉 Bei allem Ernst: Ich glaube, dass Fragen der persönlichen Risikotoleranz für die Asset Allocation nicht zu starkt betont werden dürfen. Es sollte vielmehr ein robustes System bestehen, das von kurzfristigen Verhaltensschwankungen des Investors nicht berührt wird. Es besteht nämlich die begründete Gefahr, dass diese kurzfristigen Verhaltensweisen zu unklugen Investmententscheidungen führen. Diese Unabhängigkeit bzw. Automatisierung der Investitionen erlaubt dann (hoffentlich) die Loslösung von der individuellen Risikotoleranz.

      Viele Grüße,
      FF

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  3. Hallo FF,
    ein wichtiges Asset bei der Betrachtung der Gesamt-Asset-Allocation hast Du leider übersehen: Das Humankapital und dessen Risikoprofil.

    Ein verbeamteter Richter wird seine Risikoquote viel eher sehr hoch wählen können, da sein “sicherer” Anteil durch das Humankapital per se schon recht hoch ist.

    Ein Börsenhändler oder ein Angestellter in einem Unternehmen, das den Marktzyklen stark unterworfen ist (z.B. Automobilindustrie, als Stellvertreter für den ganzen Nice-to-have-Krams, den die Menschen nicht mehr kaufen, wenn es an den Börsen rappelt und die Welt vermeintlich untergeht), hat ein viel größeres Risiko in seinem Humankapital. Der Job ist unsicherer, daher ist es für ihn tendenziell wichtiger, auch den sicheren Teil seines Portfolios nicht zu vergessen.

    Eben wegen dieser persönlichen Komponente sind Faustformeln (Lebensalter – 100 etc.) eher grobe Richtlinien, die als Startpunkt für eigene Überlegungen dienen können. Der Weisheit letzter Schluss sind sie sicher nicht.

    Liebe Grüße
    Dummerchen

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    1. Hallo Dummerchen,
      Habe Humankapital hier nicht vergessen, sondern bewußt nicht genannt.
      Erstens ist Humankapital keine passive sondern eine aktive Einkommensquelle. Auch der Richter tauscht seine Stunden in Verhandlungen, Recherche und Urteilsausfertigung gegen Gehalt.
      Zweitens frage ich mich, wie die Investition entlang einer Asset Allocation in Humankapital funktionieren soll?
      Drittens ist mir unklar, warum das Risikoprofil des Humankapitals einen Einfluss auf das Investitionsverhalten haben soll. Über einen höheren Notfallfonds könnte man nachdenken, doch wenn ich davon ausgehe, mein Investitionskapital ausschließlich als Quelle passiven Einkommens und nicht als Puffer für Unvorhergesehenes zu nehmen, dann erübrigt sich die Berücksichtigung des Risikoprofils des Humankapitals.
      Oder habe ich Dich jetzt missverstanden?
      Viele Grüße,
      FF

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      1. Hallo FF,

        ich meine auch nicht, dass Du das Humankapital bei der Auflistung der möglichen Anlageklassen vergessen haben könntest. Es geht mir auch nicht darum in Humankapital zu investieren. Das sollte jeder von uns hoffentlich schon im ausreichenden Maße (in Form von Bildung bzw. der Erlernen von Fähig- und Fertigkeiten) getan haben. Darüberhinaus lernt man ja (hoffentlich) immer auch noch etwas hinzu und sorgt somit für ein Aufrechterhalten des Humankapitals.
        Ich bezog mich nur auf den dritten von Dir genannten Punkt.

        “Über einen höheren Notfallfonds könnte man nachdenken, doch wenn ich davon ausgehe, mein Investitionskapital ausschließlich als Quelle passiven Einkommens und nicht als Puffer für Unvorhergesehenes zu nehmen, dann erübrigt sich die Berücksichtigung des Risikoprofils des Humankapitals.”

        Wenn Du Dein Investitionskapital getrennt von einem Notfallpuffer betrachtest, sind wir uns einig. Der Notfallpuffer kann halt je nach Beruf sehr viel kleiner oder größer sinnvoll gewählt sein. Wie gesagt, der Beamte hat ein Einkommen, dass anleihengleich fließt, während ein freischaffender Künstler am anderen Ende des Spektrums ein stark schwankendes aktienähnliches Einkommen hat. Dazwischen gibt es sicherlich alle möglichen Graustufen.
        Ich persönlich unterscheide bei mir nicht nach Notfallpuffer und Investitionskapital.

        Liebe Grüße
        Dummerchen

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      2. Hallo Dummerchen,
        Dann sind wir uns ja fast einig 😉
        Ich würde allerdings Investitionskapital als Quelle passiven Einkommens immer von einem Notfallfonds trennen. Der Notfallfonds ist primär auf Liquidität also kurzfristige Verfügbarkeit ausgerichtet, nicht so das Investitionskapital. Daher solle mE der Notfallfonds in täglich fälligen Einlagen oder Bargeld bestehen – siehe auch folgender Artikel: https://meinefinanziellefreiheit.com/2016/09/08/notfallfonds/
        Natürlich könnten wir jetzt trefflich darüber nachdenken, wie groß der Notfallfonds sein soll, gerade wenn jemand einen sehr volatile Einkünfte aus seiner aktiven Einkommensquelle hat. Richtigerweise würde der Notfallfonds hier aber nicht als Notfallfonds sondern als Glättungskonto der volatilien Einkünfte fungieren und daher schon eine andere Funktion haben…
        Viele Grüße,
        FF

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  4. Hallo FF,
    ich bin erst sein einiger Zeit im Netz auf der Suche nach praktischen Anlageideen, habe Deinen Blog (und die anderer Gleichgesinnter) daher erst vor einiger Zeit “gefunden”. Auch habe ich noch längst nicht alles gelesen. Kann daher auch sein, dass mein Kommentar schon abgehandelt ist.
    Deine Auflistung der Asset-Klassen ist sicherlich richtig, genauso richtig wie Deine folgenden Kommentare – man kann halt nicht jede Lebenssituation a l l e r Leser in einem Blog, Aufsatz, Buch…. abhandeln. Wirtschaftswissenschaften sind nun mal keine Natur-, sondern Sozialwissenschaften. Daher ist es auch richtig, immer wieder zu betonen, das Geldanlage oder Investieren immer ein sehr persönlicher Akt ist, der von Sozialisierung, Alter, Erfahrungen, Wissen (ist ja auch nicht immer nur hilfreich), Lebenssituation etc. abhängig ist. Von daher geht es auch immer “nur” um Information bzw. Aufklärung, verstanden im Sinne einer nicht von Eigeninteressen geleiteten “Abhandlung”.
    So nun aber endlich los: Im Sinne der Einleitung erhebt auch mein Beitrag keinen Anspruch auf absolute Richtigkeit. Für mich ganz persönlich ist die wichtigste Frage immer, ob ich mit der Geldanlage/Investition Gläubiger oder Eigentümer bin/werde. Bin ich in der Gläubigerposition (Bargeld, Bankkonten, festverzinsliche Wertpapiere etc) bin ich immer Beifahrer, also von Entscheidungen anderer (zur Zins- oder Kapitalrückzahlung) abhängig. Von daher sehe ich auch die Aussage, dass Aktien iaR die risikoreichere Anlage ist, kritisch: Man mag es kaum glauben, aber auf dem Staatsgebiet der Bundesrepublik Deutschland gab es in den letzten rd. 90 Jahren 9 verschiedene Währungen. Immer verbunden mit einer Währungsreform und der Neuordnung des Geldwesens – allerdings mit unterschiedlich tiefen Einschnitten. Bei der Einführung der Reichsmark (30.8.1924) und der Einführung der D-Mark (21.6.1948) wurden die jew. Vorgängerwährungen fast komplett entwertet. Und 2x in einem Jahrhundert den Reset-Knopf gedrückt zu bekommen (ich bin ja Gläubiger und kann nichts machen) halte ich nicht gerade für risikolos.
    Natürlich ist die Investition in Sachwerte (Aktien, Immobilien) oder Gold auch risikobehaftet, klarer Fall, völlig unstrittig. Und über diese Wechselfälle des “normalen” Wirtschafts-Lebens (Pleiten, Börsenbeben und/oder -schwankungen) hast auch Du ja schon nachgedacht und geschrieben. Und natürlich wird eine solche Investition im geschilderten Extremfall auch “rasiert”, entwertet – in welcher Form auch immer (Teilenteignung, Ausgleichszahlungen etc.) aber dann auch oft von einem durch Blasenbildung nominal hohen Niveau aus.
    Für mich sind daher folgende Grundgedanken mit-entscheidend: 1.: Dieser Prozess zieht sich häufig über mehrere Jahre nach dem einschneidenden Ereignis hin (das Geld ist allerdings von einem auf den anderen Tag entwertet), 2.: ich bleibe in der Eigentümerposition und 3.: habe ich mit meiner Investition in Sachwerte immer die Chance auf Wertaufholung (es gibt ja viele Unternehmen, deren Geschichte mehr als 100 Jahre zurückreicht.
    Unabhängig davon für wie relevant ein Anleger dieses Szenario für sich und sein Investment gerade in der heutigen Zeit mit viel neugedrucktem Geld auch ansieht, sollte die ganz persönliche Antwort auf dieses Risiko ganz am Anfang des Investitionsprozesses gefunden werden.
    Auf langfristig erfolgreiche Investments.

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    1. Hallo Thomas,
      Danke für Deinen ausführlichen Kommentar!
      Ich finde Dein Plädoyer gegen die Gläubigerposition und für die Eigentüumerposition als sehr einleuchtend.
      Wie in meinem Artikel angeführt, stehe ich der Gläubigerposition insb. bei Staatsanleihen ja sehr kritisch gegenüber. Gleichzeitig macht es aus Diversifikations-Gründen viel Sinn auch in andere Asset-Klassen als Aktien zu investieren. Verstehe ich Dich richtig, dass Du hier Sachwerte sehen würdest, um den Diversifikations-Effekt zu erzielen?
      Viele Grüße,
      FF

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      1. Guten Abend FF,
        danke für Deine Antwort (und die Zustimmung).
        Meine vorsichtige Haltung zur Gläubigerposition bezieht sich nicht nur auf Staatsanleihen, sondern alles, was im Grunde “nur” ein Versprechen darstellt: Also auch Bargeld, Kontoguthaben (nicht mit dem Fokus darauf, ob die Bank pleite geht), nicht-physich replizierende ETFs, Derivate …. Natürlich ist auch meine Position nicht absolut, und natürlich habe auch ich Bargeld in der Tasche und Kontoguthaben bei meiner Bank, aber eben in Maßen und wohlabgewogen.
        Deine Gedanken zur Diversifikation bzw. deren Notwendigkeit teile ich. Allerdings sehe ich nicht die Notwendigkeit (oder habe Dich nicht richtig verstanden), dies über andere Produkte darstellen zu müssen. Mit Aktien, Aktienfonds und auch physisch replizierenden ETFs kann ich doch eigentlich alles abbilden (Länder, Branchen, Währungen, Rohstoffe, Immobilien), manches sogar gleich mehrfach.
        Langer Rede kurzer Sinn: Auch ich diversiviziere, allerdings über die o.a. Sachwert-Investments, wo ich zumindest die juristische Eigentümerposition innehabe. Und das ist m i r lieber, als aus Gründen der Diversifikation plötzlich (zu nennenswerten Teilen) Gläubiger zu sein.
        Auch sehe ich mich nicht als Schwarzmaler, möchte aber gern möglichst viele Risiken erkannt und ganz individuell für mich bewertet haben. Und Priorität 1 ist für mich klar.
        Konnte ich mich klar ausdrücken?
        Auf sichere Investments
        Gruß Thomas

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