Eine der Schlussfolgerungen meines jüngst erschienenen Blogbeitrags Welche Investments soll ich tätigen? – Fünf goldene Regeln für die richtige Asset Allocation war, dass ein bedeutender Teil des investierten Vermögens in die Asset-Klasse Aktien fließen soll.

Grundsätzlich kann in Aktien über zwei Wege investiert werden, nämlich (i) über ein Investment in Aktienfonds und (ii) über ein Investment in Einzelaktien. Jeder der beiden Wege hat sein Für und Wider, weshalb ich die Vor- und Nachteile in der Folge zusammenfassen möchte. In der Tat gibt es bei einigen Aspekten zwei Seiten der Medaille, sodass kein in allen Dimensionen eindeutiges Bild entsteht.

Was für Aktienfonds spricht, und…….was für Einzelaktien sprichtFonds sind aus meiner Sicht das Vehikel um Aktieninvestments breit zugänglich zu machen; meist ist ein Investment schon ab €50 bzw. über Sparpläne möglich. DurchInvestition in einen Fonds wird das Investieren quasi auf Autopilot geschalten, laufende Kauf-/Verkaufsentscheidungen entfallen und werden vom Fondsmanager vorgenommen. Dadurch wird Investmentdisziplin sichergestellt und gleichzeitig möglicherweise irrationales Investorenverhalten (“meine Lieblingsaktie”, “ich investiere grundsätzlich nicht in Technologie-Aktien”, “die gerade heiße Aktie auch China” etc.) ausgeschaltet. Auch werden Fonds den Compliance-Bestimmungen vieler Arbeitgeber besser gerecht.Bei der Investition in Einzelaktien behält der Investor die volle Kontrolle darüber, welche Aktien gekauft oder verkauft werden sollen. Gerade bei aktiv gemanagten Fonds, ist man den Geschicken des Fondsmanagers ausgeliefert. Auch werden in so manchem Fonds Aktien enthalten sein, die man vielleicht dann doch nicht besitzen möchte.Investmentfonds sind nach dem Grundsatz der Risikostreuung aufgebaut. Durch eine größere Anzahl an im Fonds befindlichen Aktien, kommt es zur Diversifikation bzw. werden Konzentrationsrisiken bzgl. Ländern, Branchen, Währungen vermieden.Diversifikation kann auch als Chancenminderung interpretiert werden – halb scherzhaft auch “Diworseification” genannt. Die herausragende Performance eines Einzeltitels (wenn er denn richtig ausgewählt ist…) wird nur beim Investment in Einzelaktien ins Gewicht fallen, nicht aber bei einem Fonds.Die Spesenbelastung bei einem Aktienfonds hängt sehr stark vom ausgewählten Produkt ab. Kostengünstige Indexfonds werden nur geringe Verwaltungsspesen aufweisen. Allerdings ist hierbei Vorsicht geboten, denn manch aktive gemanagter Fonds kann hohe jährliche Spesen und einen kräftigen Ausgabeaufschlag verrechnen.Auch das Investment in Einzelaktien kann kostengünstig gestaltet werden, insb. wenn ein günstiger Online-Broker gewählt wird. Gleichzeitig können aber kleine Investment-Beträge und häufiges Umschichten des Portfolios zu beachtlichen prozentualen Spesenbelastungen führen. Das Investment in Einzelaktien ist nicht den oft seltsamen Dynamiken von Investmentfonds ausgeliefert. Z.B. Verkaufsdruck auf Grund sinkender Assets im Fonds (wegen Rückgabe von Anteilen durch Investoren) oder Handelsbeschränkungen auf Grund großer Volumina kann dem Privatinvestor wohl nicht passieren.

Natürlich möchte ich mich hier nicht vor einer klaren Meinung drücken 😉 Meine Empfehlung an einen Investor, der keine vertieften Kenntnisse des Aktienmarktes hat, ist mit der Veranlagung in Aktienfonds zu beginnen. Konkret empfehle ich ETFs – doch dazu mehr in einem bald folgenden Beitrag. Die oben angeführten Vor- und Nachteile sind natürlich zu beachten; Vorsicht ist insb. bei den Spesen geboten und natürlich gibt man bei einem Fonds Entscheidungen aus der Hand bzw. delegiert sie an den Fondsmanager. Gleichzeitig kann so aber ohne großen zeitlichen Aufwand eine konsistente Veranlagungsstrategie stetig umgesetzt werden.

Natürlich haben viele, gerade auch so mancher Blogger-Kollege, große Freude am Investment in Einzelaktien und ist dies zum Hobby geworden. Dieser Tätigkeit will ich ja auch gar keinen Einhalt gebieten, allerdings bestehen dann wohl meist weitreichende Kenntnisse der Aktienanalyse und wird ein signifikantes Zeitkontingent aufgewendet werden müssen – beides Prämissen, die ich per se nicht für jeden Investor voraussetzen würde.

Für mich selbst kann ich sagen, dass ich zu ca. 2/3 in Aktienfonds und zu ca. 1/3 in Einzelaktien investiere. Bei den Einzelaktien, habe ich mich auf Aktien fokussiert, die hohe und steigende Dividenden aufweisen (“Dividendenaristokraten”) und auf lange Frist gehalten werden können. Regelmäßige, meist monatliche Investments tätige ich in Aktienfonds, um möglichst konsistent und stetig vorzugehen. Dadurch wird das oben genannte Verhältnis 2/3 zu 1/3 sich künftig weiter zu Gunsten der Aktienfonds verschieben.

Mir ist bewußt, dass das Thema dieses Blogbeitrags kontroversiell ist, insofern freue ich mich über viele, gern auch kritische Kommentare! Es wäre super, wenn auch Links zu verwandten Artikeln in den Kommentaren aufgenommen werden, sodass ein “Netzwerk der Meinungen” entstehen kann.

9 thoughts on “Aktienfonds oder Einzelaktien?

  1. Eine schöne Gegenüberstellung von Aktien und Aktienfonds,
    allerdings fehlen hier meiner Ansicht nach einige Vorteile von Einzelaktien.

    Zum einen fallen hier keine laufenden Gebühren an wie bei ETFs, einmal gekauft verursacht ein Einzelinvestment also keine weiteren Kosten. Außerdem existieren bei Einzelaktien keine Kontrahentenrisiken (Swaps, Wertpapierleihe).

    Trotz der genannten Nachteile investiere aber auch ich ausschließlich in ETFs aufgrund der Diversifikation.

    Grüße
    ETF-Wahl

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    1. Hallo ETF-Wahl,
      Völlig berechtigte Anmerkung, die von Dir genannten Aspekte sind zu ergänzen:
      1) Gebühren: Beim ETF fallen laufend (wenn auch geringe) Gebühren zusätzlich zu allfälligen Depotgebühren an. Bei den Einzelaktien werden “nur” die jährlichen Depotgebühren der Depotbank fällig
      2) Kontrahentenrisiko: Bei ETFs mit tatsächlicher Hinterlegung der Aktien sollte kein Kontrahentenrisiko auftreten, dies tritt mW nur bei synthetischen ETFs auf.
      3) Wertpapierleihe: Natürlich besteht in der Wertpapierleihe ein Risiko, das allerdings durch die Vergütung an den Fonds abgegolten werden soll. Dennoch finde ich die Wertpapierleihe recht problematisch, da man ja einen Short-Seller mit den selbst gehaltenen Aktien unterstützt 😉
      Viele Grüße,
      FF

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  2. Hi,
    ich halte es so wie du, hauptsächlich ETFs (Weltportfolio) und ein paar Einzelaktien. Hast Du schon dein Portfolio “preisgegeben”? Wenn nicht, mich würde es interessieren was du so hältst.

    Viele Grüße!

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    1. Hallo Gurki,
      Nein, habe mein Portfolio noch nicht offengelegt, plane das aber in einem zukünftigen Artikel – also folge gern meinem Blog, dann erfährst Du es bald 😉
      Viele Grüße und viel Erfolg mit Deinem ETF/Einzelaktienportfolio,
      FF

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  3. Der Begriff Diworseification gefällt mir richtig gut.
    Mit Einzelaktien hast Du immer natürlich auch das Risiko, dass das Unternehmen pleite geht und Du den ganzen Betrag verlierst.
    Wenn Dein Geld auf tausende Unternehmen gestreut ist, macht die Insolvenz eines Unternehmens keinen großen Unterschied aus, weil nur ein winziger Betrag in dem Unternehmen investiert ist.
    Auf der anderen Seite hast Du bei dem MSCI World kaum die Chance Dein Geld in 2 Jahren zu verzehnfachen. Bei der Auswahl der richtigen Aktie ist das möglich, wenn es auch eher unwahrscheinlich ist.

    Es gibt wohl viele Punkte, die dafür und dagegen sprechen.
    Letztendlich muss das jeder für sich selbst entscheiden.

    Schöne Grüße
    Dominik

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    1. Hallo Dominik,
      In der Tat – Du fasst die Aspekte von Diversifikation (Risikosteuerung vs. Diworseification!) gut zusammen. Die Präferenz jedes Einzelnen wird dazuführen, die richtige Entscheidung zu treffen. Ich für meinen Teil kann sagen, dass beim Bestreben nach langfristigem Vermögensaufbau der Wunsch nach Risikosteuerung natürlich eine wichtige Rolle spielt. Entsprechend investiere ich in ETFs und auch mein Aktienprotfolio ist auf mehrere Unternehmen in verschiedenen Ländern/Branchen gestreut.
      Viele Grüße,
      FF

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  4. Nehmen wir mal an, man stellt sich ein günstiges ETF Portfolio mit Kosten von 0,3% p.a. zusammen. Bei 50k wären das 150 Euro pro Jahr bzw. 300 Euro bei 100k. Wenn man das mal über 20 Jahre in den Zinsrechner schmeißt kommen da schon recht hohe Kosten zusammen Dank Zinseszins (ca. 6-12.000 Euro).

    Auch Aktien können mittlerweile über Online-Broker mit kleinen Beträgen monatlich bespart werden.

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    1. Hallo Ziegenpeter,
      Vielen Dank für Deinen Kommentar.
      Klar fallen auch die geringen Kosten eines ETFs ins Gewicht. Gerade bei einem kleinen Portfolio das nur in Einzelaktien investiert, wird noch keine signifikante Streuungswirkung erzielt. Bei größeren Vermögen sollte es aber in der Tat mit etwas Aufwand gelingen “seinen eigenen ETF” zu bauen.
      Ich würde immer zu einem günstigen Online-Broker raten, sowohl für ETFs als auch für Einzelaktien: https://meinefinanziellefreiheit.com/2016/07/07/die-finanzielle-grundausstattung/
      Viele Grüße,
      FF

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