In meinem letzten Artikel vor dem Jahreswechsel habe ich über Neujahrsvorsätze geschrieben. Wenn ich für breite Bevölkerungsschichten einen Vorsatz ergänzen könnte, wäre das “Nimm Dein finanzielles Glück selbst in die Hand – verlass Dich nicht auf die staatliche Vorsorge!” – ein weiterer frommer Wunsch für 2017? Vielleicht. Tatsächlich kann dieser Vorsatz durch ganz konkrete, am Ende dieses Artikels beschriebene Schritte sofort in die Tat umgesetzt werden.

Warum dieser Appell zur Übernahme von Selbstverantwortung?

Finanzielle Freiheit bedeutet Selbstbestimmung in allen Lebensbereichen. Voraussetzung für Selbstbestimmung ist allerdings die Übernahme von Verantwortung statt der Delegation von Verantwortung an den Staat. Das impliziert auch ein positives Sich-Absetzen vom allgemeinen Wehklagen über das Hamsterrad Montag bis Freitag, dem Sich-Fallen-Lassen in der gegenwärtigen beruflichen Situation, und dem Jammern über die Ungerechtigkeit von Steuer- und Sozialsystem. Viel besser gefällt mir da ein Schuss angloamerikanisches “can-do-attitude”, also das Vertrauen, sein Schicksal selbst in der Hand zu haben und Einfluss auf den Lauf der Dinge nehmen zu können. “Yes, we can!” also. Denn ja, das Hamsterrad von Montag bis Freitag kann durchbrochen werden, die berufliche Situation kann verändert werden, wenn dies gewollt ist. Auch mit dem Steuer- und Sozialsystem kann man leben und umgehen lernen, ja vielleicht es sogar zu seinen Gunsten nutzen. Warum denn auch nicht!

Wenn dieser Mindset-Shift gelingt, ist ein wichtiger Schritt bereits gegangen. T. Harv Eker – man mag über ihn denken, wie man will – beschreibt im zweiten Teil seines Buches “So denken Millionäre” einige negative und korrespondierende positive Glaubessätze, die diese Veränderung deutlich machen

  • „Leben ist etwas, das mir zustößt.“ => „Ich gestalte mein Leben selbst.”
  • Fokus auf Hindernisse => Fokus auf Chancen
  • Von Problemen beherrscht werden => Probleme beherrschen
  • u.v.a.m.

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Warum bin ich so misstrauisch gegenüber den Systemen der staatlichen Vorsorge?

Die Systeme der staatlichen Vorsorge wurden mit guten Grund und besten Intentionen ins Leben gerufen. Insb. das System der Unfallversicherung und der allgemeinen Krankenversicherung begegnen wesentlichen vom Einzelnen nur schwer bewältigbaren Risiken. Die in Deutschland von Bismarck 1891 eingeführte Rentenversicherung sollte damals ab dem Alter von 70 Jahren eine Altersvorsorge sicherstellen. Beachtlich ist, dass dieses Antrittsalter trotz einer damals durchschnittlichen Lebenserwartung von 40 Jahren gewählt wurde! In den letzten 125 Jahren [Stand 2016] hat sich allerdings die Lebenserwartung dramatisch erhöht und wurde zudem das Antrittsalter deutlich gesenkt.

So zeichnet sich deutlicher ab, dass die staatlichen Vorsorgesysteme heute überfordert sind. Dies liegt u.a. an der Bevölkerungsentwicklung und wie gesagt v.a. an der gesteigerten Lebenserwartung. Die steigende Lebenserwartung auf Grund des erfreulichen medizinischen Fortschritts wurde schlicht und einfach nicht in den Parametern des Rentensystems berücksichtigt.

Um dies auch noch  plastisch zu machen und zu illustrieren: Während im Jahr 1971 einem Arbeitsleben von 45 Jahren ein Ruhestand von 8 Jahren genüberstand, steht heute einem Arbeitsleben von 38 Jahren ein Ruhestand von 22 Jahren gegenüber (Quelle: Agenda Austria). In die Zukunft blickend, wird sich das Verhältnis zwischen Erwerbstätigen und Rentnern dramatisch von heute 10:5 auf 10:6 in 2030 und schließlich auf 10:7 in 2045 verschlechtern (Quelle: Agenda Austria).

Der oft zitierte Generationenvertrag ist daher gebrochen. Die jetzt im Erwerbsleben stehenden werden durch die Beibehaltung des Systems dreifach benachteiligt. Erstens haben sie während des Erwerbslebens die stetig steigende Last für die Pensionsiten zu tragen. Zweitens ist ein Szenario absehbar und wahrscheinlich, in welchem sowohl das Rentenalter angehoben wird und Renten (insb. jene, die über ein gewisses Mindestmaß hinausgehen) gesenkt werden. Drittens entsteht daraus das Erfordernis für die heute Erwerbstätigen aus dem Nettoeinkommen selbst vorzusorgen.

Die Beteuerungen der Politik, dass die Renten sicher seien, hinterlassen bei mir daher einen sehr schalen Nachgeschmack. Denn sowohl die Anhebung des Rentenalters und die zumindest reale Absenkung der Renten auf das Niveau einer Art Volkspension sind auf Grund der mathematisch getriebenen Effekte unausweichlich. Es wird auch keine Lösung sein, die Subvention der Rentenkassen aus allgemeinen Budgettöpfen weiter zu erhöhen. Um hier ganz klar zu sein, ich halte es für absolut notwendig dieses System radikal zu reformieren. Ja, das wird zu einem Anheben des Pensionsantrittsalters führen, ja das wird zu niedrigeren Pensionen führen. Auch sollte die Reform aus meiner Sicht eher früher als später passieren.

Was ist angesichts dieses doch düsteren Szenarios zu tun?

Das beschriebene Szenario mag düster sein, aber aus meiner Sicht ist es sehr realistisch. Einzig glaube ich nicht, dass allein Wehklagen eine Veränderung herbeiführen wird. Vielmehr schlage ich folgende sieben Schritte vor, um den Lauf der Dinge selbst in die Hand zu nehmen und so das finanzielle Glück aktiv selbst zu gestalten:

  1. Finde Dich mit dem beschriebenen Szenario ab! Ja, das heißt auch den Statements der Politik, dass die Renten sicher seien, zu tiefst zu misstrauen.
  2. Nimm es selbst in die Hand und baue Dir Alternativen zur staatlichen Rentenversicherung auf
  3. Setze den Grundstein und stelle Deine finanzielle Grundausstattung her
  4. Beginne zu Sparen – hier findest Du konkrete Ansätze Wie man mit dem Sparen beginnt, Automatisiertes Sparen
  5. Beginne zu investieren
  6. Am besten startest Du mit Investments in ETFs
  7. Erschließe Dir weitere passive Einkommensquellen

Somit wünsche ich viel Erfolg im Neuen Jahr 2017 – beim finden des richtigen Mindsets, beim Umsetzen der finanziellen Vorsätze, beim Sparen, beim Investieren, beim Aufbau passiver Einkommensquellen, etc.! Weiterhin freue ich mich über rege Diskussion und Austausch über die Kommentare bzw. E-Mails unter meinefinanziellefreiheit@gmail.com

Anmerkung: Der ganz überwiegende Anteil der deutsch-sprachigen Finanzblogs spricht seine Leser mit dem informellen Du an. Dies und der sehr kollegiale Umgang mit vielen Blogger-Kollegen haben mich dazu bewogen, meine Leser ab 2017 zu duzen und nicht mehr zu siezen. Danke auch für das Feedback eines Blogger-Kollegen hierzu 😉

16 thoughts on “Nimm Dein finanzielles Glück selbst in die Hand!

  1. Ein wirklich guter Artikel.
    Ich verlasse mich auch nicht auf das deutsche Rentensystem und möchte ohne irgendwelchen Unterstützungen meinen Lebensunterhalt gesichert sehen.

    Meiner Meinung nach gibt es zwei große Punkte, warum die meisten sich damit nicht auseinandersetzen:

    Zum einen können die meisten nicht verstehen, wie die Situation wirklich aussieht. So wird einfach die Rente in 10 Jahren mit der aktuellen Situation verglichen. Dabei wird die Inflation und deren Wirkung nicht verstanden oder extrem unterschätzt.

    Als nächstes muss man im hier und jetzt dafür Einbußen hinnehmen und das wollen die meisten Meschen nicht und glauben, dass sie sowieso nichts sparen könnten oder dass die Rente noch viel zu weit weg ist.

    Schöne Grüße
    Dominik

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    1. Hallo Dominik,
      Vielen Dank für’s Vorbeischauen und für Deinen Kommentar!
      Zu Deinen beiden Punkten:
      1) Die Inflation wird in nicht quantitativen Einschätzungen über lange Frist ganz bestimmt unterschätzt. Insb. werden steigendne Lebenskosten so nicht ausreichend berücksichtigt.
      2) Die Einbußen im laufenden Lebensstil werden mE deutlich überschätzt bzw. können Methoden angewendet werden, um mit dem Sparen zu beginnen bzw. automatisiert zu sparen – s. folgende Artikel:
      https://meinefinanziellefreiheit.com/2016/07/28/wie-man-mit-dem-sparen-beginnt/
      https://meinefinanziellefreiheit.com/2016/06/30/automatisiertes-sparen/
      Viele Grüße,
      FF

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  2. Schöner Artikel. Das mit den Renten ist wohl eines unserer größten Zukunftsprobleme.

    Ich selber bin dabei eher radikal unterwegs. Der Generationsvertrag sollte aufgelöst werden, die Renten eingestampft/abgeschafft. Dafür sollte dann Möglichkeiten gegeben werden, steuerfrei vorzusorgen. Ähnlich wie es in Amerika möglich ist, ein Depot zu eröffnen für die Rente. Dies darf da jeder US-Bürger und ist ein fundamentaler Bestandteil der Altersvorsorge.

    So könnte man die 400 € monatlich investieren für die Rente in Aktien. In 40 Jahren kommt da ordentlich was zusammen und ist, meiner Ansicht nach, sicherer als unserer heutige Rente.

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    1. Hallo Martin,
      Vielen Dank für Deinen Kommentar!
      Ich finde die Radikalität Deines Vorschlags charmat und aus Sicht der derzeitigen Beitragszahler in das Kontinentaleuropäische Rentensystem auch sehr nachvollziehbar. Ich gehe allerdings davon aus, dass der Vorschlag nicht umgesetzt werden wird, da die Finanzierung der bestehenden Rentenverpflichtungen (die übrigens auch laufend teuerer werden!) so nicht gewährleistet wäre. Die Politiker als Vertreter der Interessen v.a. auch der Rentenbezieher werden sich daher mit aller Gewalt gegen die Kündigung des Generationenvertrages stemmen. Allein das brachte micht auch zu dem Schluss, es einfach – trotz aller Widrigkeiten des Systems für die derzeitigen Beitragszahler – nach Gutdünken selbst in die Hand zu nehmen.
      Jedenfalls bin ich davon überzeugt, dass es sich um eine der wesentlichen Fragen der Gerechtigkeit zwischen den Generationen geht, die im politischen Diskurs auf Grund seiner Sprengkraft nicht diskutiert wird.
      Viele Grüße,
      FF

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    2. Das käme in meinen Augen einer Enteignung gleich und eine derartige Form der Willkür kann ich mir in Deutschland absolut nicht wünschen. Wir können nicht Leuten, die ihr Leben lang in dem Vertrauen auf ihre Rente gelebt und eingezahlt haben, diese Ihnen zustehenden Zahlungen wegnehmen. Wenn derartige Versprechen nicht mehr gelten, weshalb sollte es dann in anderen Bereichen anders sein? Ich glaube ein solcher Weg ist für die wirtschaftliche Stabilität und auch das Vertrauen von Investoren in den Standort Deutschland sehr gefährlich.

      Ich bin auch nicht glücklich über die Situation und regelmäßig entsetzt, wie naiv oder unwissend viele Leute das Thema Altersvorsorge betrachten. Dabei kann man die Zukunft mit unterschiedlichen Zahlenspielen doch einmal vorausberechnen. Ich glaube auch, dass das System grundlegend geändert werden muss. Dies allerdings mit Behutsamkeit, Verstand und Weitsicht.

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      1. Richtigerweise ist das Vertrauen der Beitragszahler auf Ihre Anwartschaft rechtlich geschützt. Allerdings heißt das nicht, dass es nicht zu (deutlichen) Verschlechterungen – Anhebung Antrittsalter, Reduktion Rentenhöhe – kommen kann. Der gänzlichen Kündigung des Generationenvertrags ist daher auch ein rechtlicher Riegel vorgeschoben.

        Allerdings frage ich mich, ob grundlegende Änderungen (ja die sind erforderlich) sich mit Behutsamkeit (nicht einmal die beobachte ich derzeit) vereinbar ist.

        Umso mehr sollte das ein Aufruf sein, für den Fall des Falles, nämlich, dass in die genannten Anwartschaften eingegriffen wird, selbst vorgesorgt wird. Zur Seite gelegtes Kapital bzw. passive Geldströme sind für mein Sicherheitsgefühl jedenfalls beruhigender als eine staatlich versprochene Anwartschaft auf eine hoffentlich-bekomme-ich-sie-zur-rechten-Zeit-in-ausreichender-Höhe Rente.

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  3. In dieser Hinsicht kann ich dich natürlich nur unterstützen. Ohnehin halte ich viel davon, selbst die Verantwortung für sein Leben zu übernehmen. In meinen Augen tun das viel zu wenige Menschen wegen eines viel zu großen Vertrauens in den Staat.

    Natürlich ist das auch eine schwierige Frage: Wo will man schließlich die Linie ziehen? Ich persönlich würde kein großes Aufsehen veranstalten, sagte man mir, ich dürfe mit einer staatlichen Rente nicht mehr rechnen. Dies tue ich im Hinblick auf meine Altersvorsorge nämlich ohnehin nicht und betrachte meine Einzahlungen in das staatliche Rentensystem eher als notwendiges Übel. Allerdings bin ich auch noch in der angenehmen Situation, einen mehrere Jahrzehnte großen Zeitraum zwischen mir und dem üblichen Renteneintrittsalter zu haben. Mehr als genug Zeit also, die Macht des Zinseszins zu nutzen.

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  4. Die Diskussion um die umlagefinanzierte Rente ist schlicht so nicht zielführend: In Umlagefinanzierten Systemen finanziere ich niemals mich selbst – ich finanziere diejenigen, die jetzt eine Rente benötigen. Damit auch die, die die Grundlage dafür geschaffen haben, dass ich jetzt in der Lage bin Beiträge zu zahlen. Ich zahle derzeit ziemlich hohe Beiträge – habe aber auch Eltern die Rente beziehen und Schwiegereltern, die dieses bald tun werden. Damit weiß ich mein Geld gut angelegt…

    Die Grundannahme ist für mich deutlich einfacher (vor allem sozialer/humaner als der oben genannte Vorschlag): Ich weiß, dass ich immer Einzahler und immer Bezieher haben werde. Das Einzige, was sich ändert ist das Verhältnis. Man muss sich nur eines vor Augen halten: Ein Durchschnittsverdiener wird alleine durch die staatliche Rente kein alleiniges Auskommen mehr haben. Muss er aber auch nicht – er weiß es schon länger und hat Zeit vorzubeugen. Meine Eltern haben/hatten das schlicht nicht. Selbst wenn ich als Durschnittsverdiener eine Rente auf Grundsicherungsniveau bekomme (der eine mehr, der andere weniger), ist das wohl schon ein Großteil dessen, was ich zum Leben brauche. Wichtig wäre jetzt, die maximale Beitragshöhe festzuzurren und das Eintrittsalter zu flexibilisieren. Dazu den Pot erhöhen indem man wirklich jeden Einkommensbezieher (Beamte, Selbstständige…) mit einbezieht. Damit könnten Jung und Alt gut leben.

    Nebenbei sollte man sich auch bewußt machen, dass ein umlagefinanziertes System auch eine Grundsicherheit gegen Probleme in den Finanzsystemen bringt. Im Grunde sind beide System eine gute Kombi.

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  5. Hey FF,

    Ein häufiges Problem ist meiner Meinung nach die allgemeine Unwissenheit zu dem Thema. Ich habe häufig das Gefühl, dieses wird von vielen Institutionen auch absolut so gewünscht. Wer sich nicht selbst damit befasst hat wie in vielen anderen dingen im Leben kaum eine Chance voran zu kommen. Zusätzlich machen sich das einige zu nutze und ziehen unwissende Kunden gnadenlos über den Tisch um durch immense Provisionen und sonstige Vergütungen durch die Vermittlung massiv zu profitieren.

    So wie es Benjamin Franklin bereits sagte: Eine Investition in Wissen bringt noch immer die besten Zinsen.

    Diese Ansicht kann ich nur teilen.
    Dazu habe ich vor einiger Zeit auch einen passenden Artikel geschrieben.

    http://www.kleinkapital.de/humankapital-warum-du-der-schluessel-zum-erfolg-bist/

    Beste Grüße
    Danny

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    1. Hi Danny,
      Danke für Deinen Kommentar!
      Du sprichst in der Tat ein Dilemma an – das eigene Finanzleben selbst in die Hand nehmen, sollte nicht an mangelnder Finanzbildung scheitern. Andererseits sind einschlägige Informationen in Fülle vorhanden, allerdings müsste danach gesucht werden.
      Die Investition in Humankapital ist da sicher der richtige Weg, wie mein aktueller Artikel aber argumentiert, sollte die Schule aber auch “Anschubfinanzierung” leisten: https://meinefinanziellefreiheit.com/2017/04/27/finanzbildung/
      Viele Grüße,
      FF

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  6. Hallo,

    danke dir für deinen aufschlussreichen Post! In der Tat klingt “passives Einkommen” immer sehr interessant.
    Was mich interessieren würde wäre, welche Form von passivem Einkommen funktioniert denn für dich am besten?

    Paul

    PS: Ich bin gerade dabei auf http://www.rausausdemjob.com meinen Weg zum passiven Einkommen zu dokumentieren. Allerdings habe ich erste heute meinen ersten Post geschrieben und bin über jede Hilfe und Expertenmeinung dankbar!

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