Der heutige Blogbeitrag wird sich der Frage widmen, ob es sinnvoller ist einen Dachfonds bzw. einen Mischfonds zu kaufen oder selbst die richtige Mischung herzustellen. Neben einem Blick auf die im Markt typischerweise verfügbaren Mischfonds und einem Blick auf die Kosten, werden auch Praktikabilität und die Eignung als Wegbegleiter am Weg zur finanziellen Freiheit berücksichtigt.
Bereits in vorherigen Artikeln habe ich Anhaltspunkte geliefert, dass die Kombination mehrerer Asset Klassen mehr als sinnvoll ist. So habe ich im Artikel „Fünf Regeln für die richtige Asset Allocation“ angeregt, Aktien mit einer anderen Asset Klasse, z.B. Anleihen oder Immobilien zu kombinieren. Die beiden zuletzt erschienen Artikel zu Diversifikation und zur Modern Portfolio Theorie gaben auch noch die analytische Bestätigung: Das Risiko des einzelnen Assets wird reduziert, während bei optimaler Diversifikation nur noch das Marktrisiko verbleibt. Darüber hinaus führt die Kombination wenig korrelierter Asset-Klassen zur Optimierung von Risiko und Ertrag; das kann sogar höheren Ertrag bei gleichem Risiko bedeuten.
Nun stellt sich natürlich die Frage, wie diese Kombination von Asset-Klassen erzielt werden kann? Ein Anleger, der beispielsweise 70% in Aktien und 30% in Unternehmensanleihen investieren möchte, hat eine Reihe von Möglichkeiten dieses Ziel zu erreichen, und zwar:
- Investment in einen Dachfonds
- Investment in einen Mischfonds
- Investment in eine Robo-Advisor-Modell, das laufend die richtige Balance 70% Aktien, 30% Unternehmensanleihen sicherstellt
- Getrenntes Investment in einen Aktien- und einen Unternehmensanleihen-Fonds
Für alle der genannten Modelle steht meist sowohl eine aktiv gemanagte Variante als auch eine passiv gemanagte Variante auf ETF Basis zur Verfügung. Meine Präferenz für passiv Produkte und ETFs habe ich schon einem früheren Artikel erläutert. Dies insbesondere deshalb, da langfristig keine positive Überrendite durch das aktive Management erzielt werden kann und die Kostenbelastung in aller Regel höher sein wird als bei einem ETF-Investment. Allein das Kostenargument wird in der Performance Rechnung einen deutlichen Vorteil für das ETF-Investment ergeben.
Die spannende Frage ist nun, ob das separate Investment in z.B. zwei ETFs erfolgen soll oder eine der genannten Mischfonds-Varianten gewählt werden soll. Die von mir gewählte Lösung ist klar getrennte Investments in zwei ETFs vorzunehmen. In meinem Portfolio befinden sich keine Mischungen, das Portfolio selbst ist die gewünschte Mischung! Die Erklärung für diese Auswahl möchte ich quasi im Ausschlussverfahren durch Analyse der einzelnen Optionen erläutern.
Von Dachfonds (manchmal auch Fund of Funds genannt) möchte ich grundsätzlich und sehr deutlich abraten. Ein Dachfonds investiert das Fondsvermögen in andere Fonds. Es handelt sich quasi um das Traumprodukt der Fondsbranche, denn es können sowohl auf Ebene des Dachfonds als auch auf Ebene der zugrunde liegenden Fonds Gebühren verrechnet werden. Die vermeintlichen Argumente, dass Zugang zu breiteren Anlagemöglichkeiten besteht und bessere Diversifikation erfolgen kann, dürften wohl Scheinargumente sein und treten klar vor der doppelten Spesenbelastung in den Hintergrund. Die Warnung sei hier ganz explizit angebracht, denn viele Mischfonds sind Dachfonds.
Warum dann also nicht ein Mischfonds, der quasi automatisch die gewünschte Asset-Allocation herstellt? Zum einen sind Mischfonds in ihren Richtlinien statisch, d.h. es bleibt auch dann bei der 70%:30% Asset Allocation, wenn man selbst vielleicht bereits Anpassungen vornehmen möchte. Andererseits können die Fondsbestimmungen auch so ausgestaltet sein, dass der Fondsmanager je nach Marktsituation (deutlich) von der gewünschten Asset Allocation abweichen kann. Zweitens ist es fraglich, dass der Fondsmanager sowohl Spezialist für Aktien als auch für Anleihen ist – wenn man dem Fondsmanager überhaupt einen Beitrag zum Erfolg zuspricht 😉 Drittens tragen Mischfonds nicht zur Transparenz im Portfolio bei, da bei mehreren Positionen im Depot die zu Grunde liegenden Asset Klassen und ihre Gewichtung nicht mehr gar so leicht nachvollziehbar ist. Schließlich sind Mischfonds oft im Hintertreffen, was die Spesenbelastung betrifft und teurer als die Fonds der jeweils selbständigen Asset Klasse in entsprechender Gewichtung.
Dann könnte ja das Investment mittels einem Robo-Advisor-Modell auf ETF Basis die beste Lösung sein! Ja, diese Lösung ist wahrscheinlich besser als ein Produkt der lokalen Sparkasse oder Raiffeisenbank mit 3% Ausgabeaufschlag und 1,5% jährlichen Kosten. Ohne jetzt die Algorithmen der verschiedenen Robos überprüft zu haben, wird als wesentlicher Vorteil oft das laufende Rebalancing erwähnt. Wie schon in einem anderen Artikel ausgeführt, gehe ich ans Rebalancing sehr pragmatisch heran und sehe den Wert in der laufenden Anpassung nicht. Auch beim Robo stellt sich die Problematik der mangelnden Transparenz, wenn mehrere Investments im Portfolio sind – ganz analog zum Mischfonds.
Damit bleibt innerhalb des aufgespannten Optionenraums noch das Investment in zwei separate ETFs – einen für Aktien und einen für Unternehmensanleihen. Man mag einwenden, dass so größere Komplexität entsteht, als wenn nur in ein Produkt investiert wird. Doch halte ich diese Komplexität für sehr überschaubar, auch können zwei Sparpläne ganz automatisiert bespart werden. Auf der Positiv-Seite ist nämlich zudem zu verbuchen, dass vollständige Transparenz über die Veranlagung besteht und auch die Performance beider Asset Klassen gut nachvollzogen werden kann. Darüber hinaus besteht Flexibilität die Asset Allocation in Zukunft zu justieren, insb. in dem neue Investments in die eine oder andere Asset Klasse gelenkt werden können. Schließlich wird beim Investment in zwei ETFs wahrscheinlich die spesengünstigste Variante gewählt werden. Dies stellt wiederum einen wichtigen Beitrag zur Gesamtperformance dar.
Noch nicht überzeugt? Dann versuche ich es doch einfach mit einem Beispiel: Der Raiffeisenfonds Ertrag
Ich habe bei Raiffeisen Capital Management, der Kapitalanlagegesellschaft der österreichischen Raiffeisenbanken, nach einem globalen Mischfonds gesucht und bin eher zufällig für dieses Beispiel beim Raiffeisenfonds Ertrag Fonds fündig geworden. Bei genauerer Betrachtung treten mehrere meiner oben genannten Kritikpunkte zu Tage:
- „Der Raiffeisenfonds Ertrag ist ein gemischter Dachfonds. Er investiert global breit gestreut in erster Linie in Aktien und Anleihefonds.“ – Autsch, es handelt sich also um einen Dachfonds. In welche Fonds der Fonds in zweiter Linie investiert, weiß ich nicht…
- „Aktien- und Anleihen sind dabei derzeit ungefähr in jeweils ähnlichem Umfang enthalten, wobei Aktien generell auf maximal 75 % begrenzt sind. Die genaue Aufteilung kann je nach Marktsituation flexibel gestaltet und jederzeit verändert werden. Das Fondsmanagement strebt mittels zusätzlicher aktiver Strategien eine Risiko-Ertrags-Optimierung an.“ – Oh weh, zurzeit sind wohl 50% in Aktien und 50% in Anleihen. Der Fondsmanger kann aber je nach Marktsituation – welche Marktsituation? – wie er möchte von der derzeitigen Asset Allocation abweichen, und durch aktive Strategien – welche? – sogar deutlich davon abweichen. Wie schade übrigens, wenn der Fondsmanager in 2017, einem sehr guten Aktienjahr, nicht das Maximum von 75% Aktienquote gewählt hatte. Da blieb wohl Rendite auf der Straße liegen…
- Aus dieser in der Hand des Fondsmanagers liegenden Auswahl des Asset Mix, kann ich zudem zu keinem Zeitpunkt genau schließen, wie das Investment tatsächlich strukturiert ist, ohne intensiv zu recherchieren. Die Transparenz nach Asset Klassen in meinem Gesamtportfolio ginge daher leider verloren.
- Doch nun das Highlight zum Schluss: Der Raiffeisenfonds Ertrag verrechnet 3,5% Ausgabeaufschlag! Dafür, dass ich investieren darf, ist gleich mal eine Menge Geld verloren. Zudem fällt eine Verwaltungsgebühr von 1,25% p.a. lt. Website bzw. laufende Kosten von 1,5% p.a. lt. Produktblatt an. Welche Kosten für die Fonds, in welche der Dachfonds investiert, anfallen konnte ich auch durch gründlichere Recherche nicht eruieren. Insgesamt dürfte es sich beim Raiffeisenfonds Ertrag um einen für Raiffeisen sehr ertragreichen Fonds handeln 😉
Überzeugt? Wenn nein, freue ich mich auf eine rege Diskussion in den Kommentaren. Gerne kann ich mir auch andere Beispiele ansehen. Weist mich einfach darauf hin und ich werde entsprechend kommentieren. Vielleicht liege ich ja auch falsch und es gibt löbliche Ausnahmen!
Danke für den Beitrag. Mir war nicht klar, das wenn ein Dachfonds – nimm mal eine diskutalble Variante, wie den ARERO oder den COMSTAGE VERMOEGENSSTRATEGIE UCITS ETF – I EUR ACC (WKN: ETF701) seine TER ausweist, darin nicht die TER der investierten unterfonds/ETFs drinsteckt, sondern diese versteckte Gebühren darstellen. So habe ich das zumindest aus deinem Beitrag verstanden und wollte nochmal rückfragen: Ist das wirklich so?
LikeLike
Hallo Schneewittchen, hallo Tobias,
Danke für Deinen Kommentar und die sehr valide Rückfragen.
Es ist in der Tat so, wie Du beschreibst. Ich habe mir den COMSTAGE ETF angesehen: https://www.comstage.de/Products/ProductDetails.aspx?p=507547005
Man muss nur auf die sorgfältige Wortwahl achten. Es fallen 0,25% Pauschalgebühr auf Ebene des Dachfonds an. In der TER von 0,49% sind dann auch die Kosten der zu Grunde liegenden Fonds enthalten. Im Ergebnis zahlt man im Dachfonds also in der Tat (fast) das Doppelte. Die Leistung für die 0,25% ist in der Tat nur das statische Investieren in die zu Grunde liegenden Fonds…
Viele Grüße
MFF
LikeLike
DAnke. Entsprechend komme ich zu dem SChluss – dass die höhere Gebühr bei Anlagesummen bis 10.000 Euro, wie ich es bei Jugendlichen beispielsweise sehe – mit dem Vorteil der hohen Diversifikation und der Einfachheit der Anlage gerechtfertigt sein kann. Ich selbst mische mein Depot aus Kostengründen selbstverständlich selbst – so wie du. Ich würde die Dachfonds-ETF allerdings nicht gar so verteufeln.
LikeLike
Für Kleinbeträge kann man das natürlich überlegen. Allerdings sei folgendes, gerade für Jugendliche/Kindersparpläne bedacht: Auf Grund des langen Anlagehorizonts erscheint eine aggressive Aktienquote besonders sinnvoll. Als weiteren Punkt würde ich zu bedenken geben, dass gerade bei wachsendem Vermögen der Dachfonds dann Intransparenz schafft, wenn es um die Asset Allocation geht. Vielleicht liegen dann schon mehrere Assets vor und der Diversifikationseffekt durch den Dachfonds verschwimmt.
Aber vielleicht kann ich mich aber auch nur schwer für Dachfonds erwärmen 😉
Viele Grüße
MFF
LikeLike
Ein Argument fehlt mir hier: Mischfonds mit >51% Aktienanteil profitieren ab 2018 von einer Teilfreistellung von 30% für alle Erträge, während bei getrennten Fonds der Anleihenteil davon nicht profitieren kann.
LikeLike