Durchschnitt klingt eigentlich gar nicht gut. Wer will schon Durchschnitt sein, lieber doch überdurchschnittlich verdienen, überdurchschnittlich viel sparen, überdurchschnittliche Renditen erzielen, etc. Es kann dann ja wohl auch nicht die Asset Allocation des Durchschnittsbürgers mit realer Geldvernichtung in Bausparer und Sparbuch gemeint sein. Wie kann man also sinnvoll mit dem Durchschnitt investieren?

Der Cost-Average-Effekt

Investieren mit dem Durchschnitt, also die Nutzung des Cost-Average-Effekts bedeutet, dass der gleiche Geldbetrag in bestimmten Zeitintervallen (z.B. monatlich oder quartalsweise) in ein Wertpapier (z.B. einen ETF) investiert wird. Diese Investmentstrategie kann aus drei guten Gründen empfohlen werden:

  • Durch regelmäßiges Ansparen mit der Cost-Average-Strategie kann der Aufbau eines Finanzvermögens, das über Dividenden, Zinsen oder sonstiges Ausschüttungen eine passive Einkommensquelle eröffnet.
  • Zudem wird Investmentdisziplin sichergestellt. Denn egal ob das Wertpapier gerade steigt oder fällt, wird immer der gleiche Betrag investiert. Es wird so das – zutiefst menschliche, aber für den Investmenterfolg höchst schädliche – zyklische Anlageverhalten im Sinne des “Herdentriebs” (d.h. bei fallenden Kursen zu verkaufen und bei steigenden Kursen zu kaufen) ausgeschalten.
  • Der Cost-Average-Effekt reduziert den durchschnittlichen Kaufpreis des Investments. Das klingt seltsam, kann aber an Hand eines einfachen Beispiels illustriert werden:
Monat inverstierter Betrag Preis pro Anteil Anzahl der erworbenen Anteile
Februar

€100

€30

3,33

März

€100

€25

4,00

April

€100

€37

2,70

Mai

€100

€40

2,50

Summe

€400

€33 /  €31,92

12,53

Oder ist der Durchschnitt doch nicht so toll?

Das gerade gezeigte Rechenbeispiel, kann allerdings die Frage aufwerfen, ob Cost-Averaging wirklich sinnvoll ist. Plump könnte man nämlich sagen, dass ein besserer Kurs (nämlich €30) genutzt werden hätte können, wenn €400 im Februar investiert worden wären. Diese Kritik ist allerdings in sehr vielen Fällen unbegründet, denn wer mit der Cost-Average-Strategie anspart und regelmäßig investiert, hat im Startzeitpunkt nicht den vollen Betrag zur Verfügung, sondern nur die monatliche Summe. Andererseits möge das Beispiel aber sehr wohl aufzeigen, dass es wenig sinnvoll ist, das Investieren auf mehrere Tranchen aufzuteilen, wenn das gesamte Kapital im Startzeitpunkt zur Verfügung steht, nur um den Kaufkurs zu optimieren.

In Wahrheit zeigt das Rechenbeispiel aber sehr charmant, wie man von Cost Averaging profitieren kann. Der durchschnittliche Einstiegspreis (arithmetischer Durchschnitt), zu dem die Anteile gekauft wurden, war €33. Die tatsächlichen Kosten liegen bei aber bei €31.92 (gewichteter Durchschnitt). Mit Cost-Averaging hat mal also um €1,08 je Anteil billiger gekauft, als hätte man stets die gleiche Anzahl an Anteilen gekauft. Dieser eigentlich ganz simple Effekt beruht auf der Tatsache, daß bei niedrigen Kursen mehr Anteile und bei hohen Kursen weniger Anteile erworben werden.

Cost-Averaging als Hilfsmittel gegen die Angst vor der bösen Volatilität

Findige Leser werden natürlich auch anmerken, dass Cost Averaging eigentlich nur bei recht volatilen, also stark schwankenden Wertpapieren sinnvoll ist. Bei einem sich statisch – hoffentlich nach oben bewegenden – Wertpapier, z.B. einem Geldmarktfonds, wird der Durchschnittseffekt nicht wirklich schlagend. Gerade aber bei stark schwankenden Wertpapieren, z.B. Aktien-ETFs allerdings, kommt der Effekt aber besonders gut zum Tragen.

Nun wird Volatilität sehr oft als Grund zur Sorge bei Aktieninvestments genannt. Sicherheits-suchende Kleinanleger, würden sich von den dramatischen Schwankungen an den internationalen Kapitalmärkten abschrecken lassen, etc. Wer langfristig angelegten Vermögensaufbau mit der Cost-Average-Strategie verfolgt, der schaltet aber durch diese Strategie dadurch quasi das Volatilitätsrisiko aus bzw. profitiert sogar davon.

Folgen Sie meiner Empfehlung zum Cost Averaging oder sehen sie diese Strategie kritisch? Ich freue mich in jedem Fall über Ihren Kommentar und Ihre Meinung!

19 thoughts on “Investieren mit dem Durchschnitt – der “Cost-Average-Effekt”

  1. Für den Buy and Hold Anleger würde ich die Cost-Average-Methode auf jeden Fall empfehlen.
    Niemand kann wissen ob der Markt zukünftig steigt oder fällt. Somit nimmt man sich immerhin einen großen psychischen Faktor. Einfach stures investieren, Monat für Monat erscheint mir für viele keine schlechte Idee zu sein.

    Bezüglich Volatilität kann ich der Masse leider nicht folgen, warum sie soviel Angst davor hat, aber ich verfolge ja auch einen etwas anderen Ansatz.

    mfG Chri

    Like

    1. Hallo Chri,
      Danke für Deinen Kommentar!
      Wir sind uns ja einer Meinung 😉 ich finde nur, dass der Begriff “stures Investieren” gar negativ wirkt – ich nenne es daher gern “stetiges Investieren”.
      Publiziere übrigens demnächst einen Artikel zu Dividendenstrategien, insofern stay tuned!
      Viele Grüße,
      FF

      Like

  2. Hi Chri,

    Wenn man einen ETF oder ‘normalen’ Fonds kauft, macht das sicherlich sehr großen Sinn. Bei Einzeltiteln würde ich allerdings nicht immer darauf setzen, sondern dann investieren, wenn ich eine Unterbewertung erkenne (und ggf. verkaufen, wenn ich denke eine Überbewertung sehe).

    Like

  3. Hi,
    auch ich nutze den Cost-Average Effekt bei meinen monatlichen Sparplänen. Wie dein Beispiel im kleinen schon gezeigt hat, bin ich gespannt, wie es sich bei mir in 2-3 Jahren bemerkbar macht.
    Bei Investitionen mit einem großen Vermögen würde ich es in verschiedene Tranchen aufteilen und nicht sofort alles auf einen Schlag investieren. Dies hängt jedoch auch mit meinem Mindset zusammen. Lieber auf 2-3x stückeln und ein bisschen mehr Sicherheit nicht absolute Höhepunkte zu erwischen!
    Liebe Grüße
    Florian

    Like

    1. Hallo Florian,
      Danke für Deinen Kommentar!
      Bei der Investition eines größeren Vermögens bin ich nicht sicher, warum die Stückelung vorteilhaft ist. Man weiß ja nicht, wie die künftige Kursentwicklung sein wird. Letztlich macht man durch die Stückelung Market Timing, das per se nicht so gut klappt. Geht man nämlich von steigenden Kursen aus, wäre es sinnvoll das gesamte Vermögen sofort zu investieren. Geht man von sinkenden Kursen aus, wäre es sinnvoll derzeit gar nicht zu investieren.
      Lasse mich gern aber eines Besseren belehren bzw. wäre ich neugierig welche Lösungsansätze es für dieses Dilemma gibt.
      Viele Grüße,
      Lukas

      Like

  4. Meiner Ansicht nach wirkt der Cost Average Effekt nur bei einem relativ kurzem Zeitraum. Sparst Du naemlich ueber viele Jahre in ein bestimmtes Wertpapier, wird einerseits der Bestand sehr gross, andererseits der Effekt jedes weiteren Kaufes auf den durchschnittlichen Kaufpreise sehr klein. Dann wuerde dieser Effekt nur noch wirken, um in einer mehrjaehrigen Baisse einfach weiterzusparen um dann viele Jahre spaeter in einer Hausse davon zu profitieren.
    Ich denke uebtigens auch, dass es in volatilen Zeiten Sinn machen kann, grosse Betraege zu stueckeln und in Tranchen einzusteigen. Das hat einfach mit dem reduzierten Risiko zu tun. Denn was ich ueber den Verlauf der Boerse in den kommenden Monaten ode Jahren denke, mag sich nicht so realisieren. Und durch das Aufteilen habe ich vielleicht nicht den optimalen Gewinn, aber zumindest auch keinen Totalfehlschlag. Eben einen Durchschnittsgewinn, und dabei ruhig geschlafen.

    Liked by 1 person

    1. Hi Meine finanzielle Freiheit,
      ich nutze selbst fast ausschließlich den Cost-Average-Effekt. Dabei ist es unabhängig, ob größere Beträge zur Verfügung stehen, die dann bspw. in 12 monatliche Tranchen aufteile oder auch für einen Sparplan. Ich sehe hier mehr Vorteile als Nachteile.
      Bei Mandanten arbeite ich nicht nur mit Ansparplänen bezüglich des Cost-Average-Effektes sondern auch mit Entnahmeplänen.
      Liebe Grüße
      Henning

      Like

  5. ich mache es i.d.R so: habe ich einen größeren Betrag zur Verfügung, wird der auf einmal investiert, habe ich keinen größeren Betrag, wird per Sparplan investiert. Denn wie du schon richtig gesagt hast, wäre es eine Form von Market Timing, würde man den größeren Betrag auch erst nach und nach investieren um einen Cost Average Effekt zu erzielen, das kann dann am Ende besser sein oder auch nicht 🙂

    Like

  6. “Wer langfristig angelegten Vermögensaufbau mit der Cost-Average-Strategie verfolgt, der schaltet aber durch diese Strategie dadurch quasi das Volatilitätsrisiko aus bzw. profitiert sogar davon.”

    Hallo,

    ich sehe den angeblichen Cost-Average-Effekt, den ich für nicht existent halte, deutlich kritischer. Zumindest aber halte ich den o.g. Satz für völlig falsch.
    Wer bei schwankenden Kursen regelmäßige Einzahlungen leistet, schaltet keine Risiken aus, sondern verschiebt die Risiken lediglich in die Zukunft. Schließlich ist es nur eine Frage der Zeit bis die regelmäßigen Einzahlungen zu einer großen Summe angeschwollen sind. Und diese große Summe steht dann eben voll im Risiko und ist den Kursschwankungen genauso ausgesetzt, als wenn man diese Summe auf einen Schlag investiert hätte.
    Den sog. Cost-Average-Effekt betrachte ich daher als eine Erfindung von Finanzberatern, die es ihnen erlaubt, den Kunden eine Risikoreduzierung zu suggerieren. Tatsächlich handelt es sich lediglich um eine Verschiebung der vollen Risiken in die Zukunft, was für den Kunden ohne jeden Nutzen ist.

    Like

    1. Hallo Sven,
      Danke für Deinen Kommentar – da hast Du natürlich einen Punkt, dass am Ende der Investitionsperiode am Gesamtvermögen sitzt, das der Volatilität des Marktes ausgesetzt ist. Allerdings, welche Alternative zum Cost Averaging schlägst Du einem Investor vor, der regelmäßig kleinere Beträge investieren möchte?
      Viele Grüße
      MFF

      Like

Leave a comment