Heute erscheint schon der dritte Artikel in der Artikelserie zu passiven Einkommensquellen, die ja eine Koproduktion zwischen Finanzfisch und Meine Finanzielle Freiheit ist. Falls jemand die vorherigen Artikel der Serie nachlesen möchte, sind hier die Links:

Wie Finanzfisch schon im zweiten Artikel der Serie geschrieben hat, ist der Verlauf zwischen aktiven und passiven Einkommensquellen zuweilen fließend. Im Wesentlichen kommt es darauf an, dass der (aktive) Arbeitseinsatz mit dem (passiven) Einkommen nicht linear korreliert, sondern durch Automatisierung oder Auslagerung auf ein Minimum begrenzt wird. Diese treffliche Definition gilt v.a. ab dem Zeitpunkt, dass die passive Einkommensquelle bereits am Sprudeln ist. Was gilt aber für den Aufbau der passiven Einkommensquelle? Ist das Adjektiv “passiv” hier vielleicht sogar irreführend?

Befragt man den Duden, so bekommt man bei der Bedeutung des Adjektivs“passiv” folgende Erläuterungen: “von sich aus nicht die Initiative ergreifend […] die Dinge an sich herankommen lassend, nicht tätig, rührig, zielstrebig, nicht tatkräftig oder unternehmungslustig, nicht selbst in einer Sache tätig, sie nicht ausübend […]” Das klingt zum Teil zu gut um wahr zu sein, bzw. so wie man sich den Aufbau finanzieller Freiheit wünschen möchte: keine Initiative ergreifen müssen, nicht selbst in einer Sache tätig sein, bzw. keine Tätigkeit ausüben. Es müsse also nichts aktiv getan werden, um den Geldfluss ans Laufen zu bekommen bzw. am Laufen zu halten.

Tut mir leid, aber ja, diese Fährte ist völlig irreführend! Auch wenn Bücher wie Tim Ferniss “The 4-Hour Workweek” anderes suggerieren mögen. Bei jeder passiven Einkommensquelle ist zuallererst die Aufbauphase und die Nutzungsphase zu unterscheiden. Je nach Phase, in der sich die passive Einkommensquelle befindet, ist der aktive Aufwand für die Einkommensquelle sehr unterschiedlich. Insbesondere, wenn es um die Aufbauphase geht, ist harte, aktive – also in der Tat zeitintensive – Arbeit erforderlich. Das gilt auch für die von Tim Ferniss genannten Einkommensquellen.

Zudem unterscheiden sich zinsbasierte und systembasierte passive Einkommensquellen auch noch einmal deutlich in ihrer Aufbau- und Nutzungsphase. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass systembasierte passive Einkommensquellen in der Aufbauphase deutlich mehr aktive Arbeit erfordern. Zinsbasierte passive Einkommensquellen mögen in der Aufbauphase verhältnismäßig einfach sein – von komplexen mathematischen, rechtlichen und steuerlichen Fragen abgesehen – doch ist stets das erforderliche Kapital aufzubringen. Das Kapital ist mangels Glücksfee, Erbschaft oder Lottogewinn auch wieder durch aktive Arbeit, schmerzhafterweise aus dem versteuerten aktiven Einkommen aufzubringen.

Wenn man ein sprachliches Bild einsetzen möchte, könnte man bei zinsbasierten passiven Einkommensquellen von einer Lawine sprechen, die langsam ins Rollen kommt. Durch das laufende, aktive Hinzufügen von Kapital und durch den Zinseszinseffekt wird die Lawine immer mächtiger. Bei systembasierten passiven Einkommensquellen muss der Schneeball allerdings erst langsam bergauf gerollt werden, bevor er dann vom Gipfel ins Tal gerollt werden kann und hoffentlich Fahrt aufnimmt.

Folgende Übersicht zu Mechanik, Beispielen und Tätigkeiten in der Aufbau- und Nutzungsphase von zinsbasierten und systembasierten passiven Einkommensqullen soll helfen diese Unterschiede zu analysieren und deutlich herauszuarbeiten:

Zinsbasierte
passive EK-Quellen

Systembasierte
passive EK-Quellen

Mechanik der EK-Quelle

Einkommen = eingesetztes Kapital x Rendite/Zinssatz

Einkommen = Anzahl Nutzer x Nutzungsgebühr je Nutzer

Beispiele
  • Bankeinlagen (Sparbuch, Online-Festgeld, etc.)
  • Anleihen
  • p2p Kredite
  • Aktien, insb. über Dividenden als regelmäßige Cashflows
  • Vermietete Immobilien
  • Tantiemen für ein Buch, Musik, Fotos oder die Nutzung von Patenten
  • Lizenzgebühren für Software
  • Nischenseiten bzw. Blogs
  • Affiliate-Marketing
Aufbauphase Relativ einfacher Aufbau, allerdings muss das Kapital aufgebracht werden. Das kann lange dauern – Stichwort Ansparen – und wird lediglich durch die bestehende zinsbasierte passive Einkommensquelle über den Zinseszinseffekt begünstigt.

Bei komplexeren und großvolumigeren Investments kann es allerdings auch in der Aufbauphase zu arbeitsintensiven Vorarbeiten kommen, z.B. Due Diligence Prüfung für den Kauf einer Mehrfamilienhaus-Immobilie.

Die Aufbauphase gestaltet sich hier sehr aufwändig, da das System durch aktive Arbeit ggf. über einen längeren Zeitraum etabliert werden muss. Dabei steht der aktiven Tätigkeit typischerweise noch gar kein Cashflow gegenüber.

Konkret heißt das, dass der Text des Buches geschrieben werden muss, die Musik komponiert, die Erfindung entwickelt werden muss, etc. Erst dann können rechtlichen Voraussetzungen (z.B. Anmeldung Patents) geschaffen werden, um dann passives Einkommen zu verdienen.

Auch der Aufbau eines Blogs mit ausreichend Traffic, um nennenswerte Werbeeinnahmen zu generieren erfordert Zeit und sehr aktive Tätigkeit.

Nutzungs-phase Der Verwaltungsaufwand in der Nutzungsphase ist in der Tat überschaubar. Hier kommt es zur deutlichen Entkoppelung von aktivem Arbeitseinsatz und Cashflow.

Allerdings ist der Arbeitseinsatz nicht null, denn auch ein ETF-Aktien-Depot will steuerlich überwacht und optimiert werden bzw. auch eine vermietete Immobilie muss zusätzlich zum Hausverwalter betreut werden.

Sobald das System aufgebaut ist, will es natürlich weiterhin gehegt, gepflegt und erweitert werden. Der Aufwand kann bedeutend sein, durchaus mehr als 4 Stunden pro Woche ;-), es kommt aber auch hier zur Entkoppelung von aktiver Tätigkeit und Cashflow, doch ist diese Entkoppelung typischerweise schwächer, als bei zinsbasierten passiven Einkommensquellen.

So muss eine Software beworben, vertrieben und auch künftig gewartet werden bzw. muss ein Blog laufend gepflegt, kommentiert, erweitert werden.

Ein ernüchterndes Fazit also, nachdem es zuvor schon so verlockend klang? Für zinsbasierte passive Einkommensquellen muss mühsam aktiv das Kapital erarbeitet werden. Für systembasierte passive Einkommensquellen muss deutlich in den Aufbau aber auch in Ausbau/Weiterentwicklung investiert werden. Ich aus meiner Sicht nicht ernüchternd, sondern ein klarer Beweis dafür, dass es ein eben kein Hokus-Pokus gibt, das aus dem Nichts Geldströme erschafft. Sonst wäre ja der “free lunch” gefunden 😉 Welche Business-Idee auch immer Dir ein“get rich quick without any effort” sollte daher höchst suspekt sein.

Ich finde in dieser Analyse aber auch einen sehr positiven Aspekt: Neben den zinsbasierten Einkommensquellen (auch derer gibt es eine ganze Reihe) können durch entsprechenden Aufwand zusätzliche passive Einkommensströme erschlossen werden. Die meisten dieser Tätigkeiten können im Einklang mit den persönlichen Interessen aufgenommen werden, es bedarf also keines formellen Nebenjobs mit Qualifikation, etc. Zudem kann jeder den Aufwand, den er für diese Tätigkeit investiert völlig selbst steuern. Letztlich kommt es durch systembasierte passive Einkommensquellen auch zu einer Diversifikation der Einkommensströme weg vom aktiven Einkommen. Wer finanzielle Freiheit u.a. auch deshalb anstrebt, um nicht vom Hauptberuf abhängig zu sein, wird sich also mit systembasierten passiven Einkommenquellen sicher anfreunden können.

Wie gewohnt freuen wir uns über Kommentare! Ergänzt gerne Eure Erfahrungen mit passiven Einkommensquellen, insb. natürlich zu den Einschätzungen zum erforderlichen Aufwand in Aufbau-/Nutzungsphase der Einkommensquelle.

Der vierte Artikel in der Serie zu passiven Einkommensquellen erscheint am Montag, den 20. Februar auf Der Finanzfisch und wird sich der Frage widmen, wieso überhaupt passives Einkommen angestrebt werden sollte. Der Finanzfisch wird dabei die Vor- und Nachteile von passiven Einkommensströmen erörtern.

11 thoughts on “Warum man zum Aufbau von passiven Einkommensquellen aktiv etwas tun muss

  1. Guter Beitrag und vor allem mal eine realistische Sichtweise.
    Bei Zinsbasierten EK-Quellen ist Kapital nötig (Wofür in der Regel erstmal gearbeitet werden muss).
    Bei den Systembasierten EK-Quellen ist (vor allem zu Beginn) einiges an Arbeit und Weiterbildung notwendig.
    Trotzdem lohnt es sich langfristig definitiv.
    Viel Grüße!

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