Wie auch schon in den Blogbeiträgen der letzten Wochen, bleibe ich auch diese Woche beim Themenschwerpunkt Schulden. Meine provokative Aussage, dass Schulden der Erzfeind der finanziellen Freiheit seien, hat schon entsprechende Reaktionen und Widerspruch ausgelöst. Letztlich ist es irrelevant, warum die Schulden da sind, von persönlichen Notsituationen bis hin zu exzessiven Konsum ist alles denkbar. Tatsache ist, dass nur der Blick nach vorne und das meistern der Situation, also das Tilgen der Schulden Abhilfe schaffen kann. Der heutige Artikel zeigt daher die MFF-Strategie auf, wie Schulden rasch getilgt werden können, nämlich mit Hilfe der Schuldenlawine!


Ja, ich sehe eine Unterscheidung zwischen Konsumschulden und z.B. Schulden, die für den Kauf einer Immobilie aufgenommen wurden. Wenngleich Konsumschulden um ein Vielfaches problematischer sind, so fallen doch sämtliche Schulden/Verpflichtungen hier ins Gewicht. Letztlich geht es am Weg zur finanziellen Freiheit aber um die Erhöhung des Nettovermögens (=Bruttovermögen abzüglich sämtlicher Schulden) und daher sind alle denkbaren Verpflichtungen relevant, die hier betrachtet werden müssen, z.B.

  • Offene Rechnungen
  • Rückstände bei Unterhaltszahlungen
  • Steuerschulden
  • Überziehung des Girokontos / Dispokredit
  • Konsumkredit, z.B. für Auto, Fernsehgerät oder Waschmaschine
  • Privatdarlehen von den Eltern für die Wohnungseinrichtung
  • Gehaltsvorschuss des Arbeitgebers
  • Wohnbaukredit / Baufinanzierung
  • Sonstige Schulden

Zwei Schuldenarten sehe ich in der Tat weniger problematisch, nämlich Kredite zur Finanzierung von (fremdgenutzten Immobilien) und Kredite zur Finanzierung unternehmerischer Tätigkeit – diesen beiden Ausnahmen werde ich mich in einem zukünftigen Artikel zuwenden, da dies den Rahmen dieses Beitrags sprengen würde.

Was ist nun konkret zu tun, um Schulden möglichst rasch zu tilgen?

Gerne möchte ich in den nächsten Absätzen die aus sieben Schritten bestehende Schuldenlawine beschreiben, die eine rasche Tilgung von Schulden ermöglicht. Mit einem Schneeball beginnend, soll eine ganze Schuldenlawine gestartet werden, die fulminant zur vollständigen Tilgung von Schulden führt. Dabei sind sowohl ökonomische als auch psychologisch-emotionale Elemente berücksichtigt. Darüber hinaus wird das in Situationen hoher Verschuldung typische „Vogel-Strauss-Verhalten“ nämlich nicht mit den Gläubigern zu kommunizieren durch aktive Kommunikation ersetzt. Also, los geht‘s:

Schritt 1 – Liste sämtlicher Schulden erstellen – Eine vollständige Liste sämtlicher Schulden ist die Grundlage für die MFF-Tilgungsstrategie mit der Schuldenlawine. Dabei sollten Betrag, Zinssatz und anstehende Fälligkeitstermine in einer simplen Liste erfasst werden. Aus meiner Sicht reicht ein einfaches Excel-Sheet. Dabei gibt es zwei Möglichkeiten die Schulden zu sortieren und war: a) in aufsteigender Höhe der Schulden und b) nach absteigendem Zinssatz. Die Sortierung nach aufsteigender Höhe hat den Vorteil, dass es Quick-Wins gibt und erste Tilgungserfolge rasch sichtbar werden. So kann positive Motivation aus der Tilgung der ersten Positionen gewonnen werden. Doch ist dies ökonomisch nicht sinnvoll, da hoch verzinste dem Betrage nach hohe Verpflichtungen lange ihr Unheil verrichten können. Ich plädiere daher für die Sortierung nach absteigendem Zinssatz. So werden nämlich zuerst jene Schulden getilgt, die den höchsten Zinssatz haben und so den schlimmsten negativen Zinseszins-Effekt ausüben.

Schritt 2 – Mindestzahlungen bzw. Zinsen jedenfalls begleichen – bei manchen Krediten sind monatliche Mindestzahlungen (z.B. Kreditkartenschulden) erforderlich, bei manchen sind Zinsen zu bezahlen, wenn auch keine Kapitaltilgungen erfolgen müssen. Diese beiden Zahlungen rate ich unter allen Umständen pünktlich vorzunehmen. Nur so kann verhindert werden, dass die Kredite beim jeweiligen Gläubiger als im Verzug vermerkt werden. Wenn dieser Fall eintritt, ist mit rechtlichen Schritten des Gläubigers zu rechnen. Dies ist unbedingt zu vermeiden!

Schritt 3 – Sämtliche Gläubiger kontaktieren und regelmäßig kommunizieren – Dieser Schritt mag überraschen, gleichzeitig ist er besonders wichtig. Schuldner, gerade bei erdrückender Schuldenlast, neigen dazu den Kopf in den Sand zu stecken und so nach der „Vogel-Strauß-Methode“ zu kommunizieren. Es liegt gleichzeitig auf der Hand, dass das nicht vertrauensbildend ist. Dieses Vertrauen muss dadurch hergestellt oder wiedergewonnen werden, dass man in proaktiver Kommunikation zusichert, dass die Schulden jedenfalls begleichen werden, wann dies erfolgen wird und ggf. welche Modalitäten zusätzlich geklärt werden müssen. Jeder Gläubiger wird auf derartige Kommunikation wohlwollend reagieren, der Unterschied zum Schweigen und Nichtbezahlen vieler anderer Schuldner wird deutlich auffallen.

Schritt 4 – Umschuldungen prüfen – Grundsätzlich bin ich kein großer Freund von Umschuldungen. Sie stellen oft die Möglichkeit dar, die Tilgung aufzuschieben und so einfach „weiterzuwursteln“. Ich würde daher nicht allzu viel Energie auf Umschuldungen, die übrigens oft mit neuen Gebühren etc. verbunden sind, verwenden. Nur für den Fall, dass die ersten Positionen der Schuldenlawinen-Liste groß, sehr hoch verzinst und daher nicht rasch tilgbar sind, kann eine Umschuldung und ggf. Konsolidierung der Schulden zu einem niedrigeren Zinssatz Sinn machen.

Schritt 5 – Schulden entlang der Liste tilgen – Wie bereits gesagt, sind Schulden ein Mühlstein um den Hals, der durch einen negativen Zinseszins-Effekt gegen einen langfristigen Vermögensaufbau arbeiten. Daher sollte nach Bildung der Notfallreserve  die gesamte Sparleistung auf die Schuldentilgung verwendet werden. Dies mag radikal klingen, doch optimiert dieses Vorgehen auch ökonomisch das Nettovermögen.

Um es auf den Punkt zu bringen: Auch bei einer Baufinanzierung für die selbst bewohnte Immobilie sollte radikal über die laufenden Raten hinaus getilgt werden, wenn verfügbares Einkommen vorhanden ist. Genau zu prüfen ist natürlich, ob bei der Tilgung von Schulden Gebühren anfallen – oft werden sog. Vorfälligkeitsentschädigungen oder sonstige Kosten für Sondertilgungen verrechnet – in diesem Fall ist abzuwägen, wie hoch diese Kosten sind und ob es nicht trotzdem sinnvoll ist die Schulden früher zu tilgen – ggf. ist auch eine Verhandlung mit dem Gläubiger möglich, diese Vorfälligkeitsentschädigung zu beseitigen. Zudem sei jedenfalls geraten, gerade bei der Baufinanzierung für das Eigenheim Vorfälligkeitsentscheidungen nicht zu vereinbaren.

Sobald die erste Schuld in der Schuldenlawinen-Liste getilgt ist, einfach die nächste Schuld attackieren und von der Lawine überrollen lassen!

Schritt 6 – Tilgungsbestätigung und Freigabe von Sicherheiten – Nach Tilgung jeder Schuld aus der Liste empfehle ich der guten Ordnung halber eine Tilgungsbestätigung einzuholen und sicher zu gehen, dass etwaige Sicherheiten freigegeben werden. Die Schuldenfreiheit sollte vollumfänglich sein 😉

Schritt 7 – Soziale Bestätigung – Schulden haben ist nicht gerade sexy, umso toller ist es, wenn man Tilgungserfolge verbuchen kann. Ich rate daher, gerade die ersten Tilgungen mit Freunden, Familie, etc. zu teilen und zu feiern. So kommt es zu sozialer Bestätigung für den eingeschlagenen Weg. Vielleicht werden dabei auch öffentliche Verpflichtungen ausgesprochen, den eingeschlagenen Weg weiter fortzusetzen. Dies schafft weitere Verbindlichkeit die Schuldenlawine voll wirken zu lassen und nicht nach der Tilgung der ersten Schuldenpositionen zu stoppen.

Wie passt nun die Schuldenlawine in das Konzept der finanziellen Freiheit?

Die auf meinefinanziellefreiheit.com verfolgte Philosophie der finanziellen Freiheit geht im Stadium der vollständigen finanziellen Freiheit von der Bestreitung des Lebensunterhalts aus passiven Einkommensquellen aus. Dabei kann es sich um zinsbasierte und systembasierte passive Einkommensquellen handeln. Bei den zinsbasierten, passiven Einkommensquellen kommt es – vereinfacht gesagt – auf ein möglichst hohes Nettovermögen mit möglichst hohen Zinsen an. Entsprechend gilt es das Nettovermögen zu optimieren.

Dies hat mehrere Implikationen:

  • Wie bereits oben ausgeführt, sind Schulden nach Bildung des Notfallfonds möglichst schnell und möglichst radikal zu tilgen. So wird die Nettovermögensposition einfach am besten optimiert
  • Erzielbare monatliche Sparbeträge – weiterführende Hinweise findet Ihr in diesem Artikel – sind der Schuldentilgung zuzuführen, solange Schulden vorhanden sind
  • Erst nach Tilgung sämtlicher Schulden sollte der volle Fokus auf den Vermögensaufbau gelegt werden
  • Gleichzeitig und unabhängig von Tilgungen und Vermögensaufbau, kann natürlich sowohl an der Steigerung des aktiven Einkommens sowie am Aufbau systembasierter, passiver Einkommensquellen gearbeitet werden

Ich hoffe sehr, dass dieser Artikel als Inspiration wirkt, einen Schneeball zu rollen zu beginnen, der letztlich als nicht stoppbare Lawine sämtliche Schulden auslöscht. Wie sind Eure Erfahrungen? Habt ihr weitere Tipps und Tricks? Was funktioniert, was funktioniert nicht? Freue mich auf viele Kommentare!

10 thoughts on “Die Schuldenlawine

  1. Super Artikel. Ich zahle schon seit Jahren sehr aggressiv meine Immobilie ab. Ich habe allerdings kaum Vermögen außer eines “Notfallfonds”. Zum Ende des Jahres habe ich nach 10 Jähriger Laufzeit meine Eigentumswohnung abgezahlt und freue mich diebisch darauf. Danke für den inspirierenden Artikel. Er bestätigt mich auf meinem Weg.
    P.S. Mein “Finanzberater” wollte mir 50000 Euro leihen um 1. Die Immobilie abzuzahlen und Achtung: 2. ein Auto zu sehr günstigen Zinsen zu kaufen. Dann hätte ich noch über 10 Jahre ein Auto abgezahlt. Ich hab nur Danke und Tschüss gesagt und weg war ich.

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    1. Hallo Geldkai,
      Herzlichen Glückwunsch – Du hast quasi die Musterlösung gewählt und es sist schön, dass Du quasi am Ziel bist! Super Sache, dass Du den Verlockungen des “Finanzberaters” widerstehen konntest.
      Wünsche Dir weiterhin viel Erfolg – bald auch beim Investieren, denn damit kannst Du ja bald fröhlich beginnen!
      Viele Grüße
      MFF

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  2. Hi 🙂

    Ein wirklich guter Punkt ist, dass das Ganze eben mal richtig angepackt werden muss. Die Einstellung, dass es sowieso nicht klappen kann, die Schulden viel zu hoch sind etc. bringen einen einfach nicht weiter. Da muss mit aller Kraft mental daran gearbeitet werden, dass man sich überhaupt traut, wirklich etwas zu ändern. Das gilt vor allem, wenn man sich unnötig verschuldet hat und das nicht sein ganzes Leben lang ausbaden möchte 🙂

    Ich habe aber noch eine Frage an Dich:

    Wie siehst Du es, mit vorhandenen Schulden zu investieren? Kann sinnvoll sein oder ist grundsätzlich schlecht?

    Ich bin mir in dem Punkt nämlich nicht sicher. Klar – einerseits kann es wirklich gefährlich werden, aber andererseits ist es rein rechnerisch (und damit in der Theorie) in manchen Situationen durchaus lohnenswert. Sollte man (aus welchem Grund auch immer) noch einen alten Vertrag laufen haben, bei dem man regelmäßig 3 % Zinsen zahlt, kann es sich doch durchaus lohnen, sein Geld anzulegen, während man den Kredit einfach weiterhin langsam abbezahlt.
    Wie siehst Du das?

    Danke für die Antwort und

    Viele Grüße vom Depotstudent 🙂

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    1. Hallo lieber Depotstudent,

      Ich würde als allererstes den Notfallfonds (https://meinefinanziellefreiheit.com/2016/09/08/notfallfonds/) befüllen, dann mit der Tilgung der Schulden nach der Schuldenlawine beginnen und erst dann zu investieren beginnen investieren.

      Die Überlegung gerade bei niedrig verzinsten Schulden zu investieren, kann ich nachvollziehen. Gleichzeitig ist es oft trügerisch, da die Erträge der Investitionen ungewiss sind und schwanken können und vor Steuern sind. Zudem können iaR die Kosten der Zinsen nicht mit den Erträgen aus den Investments gegengerechnet werden.

      Viele Grüße
      MFF

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